Thriller, Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "Garulfo" am 20.04.2019Großartig!
Ich werde ja immer neugierig, wenn Fachkritik und Userkritik so auseinanderdriften. Klar ist: die Erwartungshaltung, die der Plot des Films schürt, wird von Regisseurin Lynne Ramsay nicht bedient. Die Action, die durchaus vorhanden ist, steht nie im Vordergrund. Wer eine verpasst bekommt bleibt liegen, und die Brutalität der Ereignisse wird im Zweifelsfall nur aus dem Blickwinkel einer Überwachungskamera verfolgt.
Das Hauptaugenmerk des Films liegt fast ausschließlich auf der Psyche der Hauptfigur, verkörpert durch einen großartigen Joaquin Phoenix. Und auch hier werden Szenen nur angerissen. Eine traumatische Kindheit, traumatische Kriegserlebnisse - viel Platz für die Interpretation des Zuschauers. Wie soll man anders eine kaputte Psyche erklären?
Wenn ein in die Toilette geworfener Lappen das Wasser rot färbt, um zu begreifen, dass der damit abgewischte Hammer gerade als Mordinstrument diente, spielt die Regisseurin Kopfkino mit dem Zuschauer. Sie lässt sich Zeit mit der Einführung des Hauptcharakters, zitiert ironisch Hitchcock, und bringt den Haupthandlungsstrang erst spät ins Rollen. Und wenn es doch blutig wird, ist es umso erschreckend realistischer.
So schafft Lynne Ramsay eine beklemmende Psychostudie, die mir als Betrachter mehr in die Eingeweide fährt als ein Fantasy-Actioner a la "John Wick" oder "96 Hours". Brillant!
ungeprüfte Kritik